Tagebuch

16 März 2007

Don Det - Insel im Mekong


don detFast waeren wir an unserem spaeteren Domizil vorbei gegangen. Denn am Eingang stand eine alte Frau, die uns mit ihren fuenf wild in der Luft stehenden Zaehnen, aus denen blutrote Fluessigkeit life, verschmitzt anlaechelte. Mit etwas Unbehagen liessen wir uns dennoch die Huette zeigen. Schwer bepackt und die Sonne im Zinit wirkten die einfachen Holzbungalows mit Haengematte auf jeder Veranda fast wie eine Vielsterneunterkunft. Ein hochgewachsener Ungare, dem die Entspannung ins Gesicht geschrieben stand, sprach der kleinen Anlage seine Empfehlung aus und damit waren auch wir mit im Boot.

Die schoenen Bungalows waren sehr einfach ausgestattet. Ohne Toilette, Strom, Schraenken oder Aehnlichem, dafuer mit der besagten Veranda, einem Moskitonetz, zwei Haengematten und das ganze in traumhaften Lage. Umringt von Palmen und Mangobaeumen keine zehn Schritte vom Ufer des Mekong entfernt sollte diese beschauliche Minisiedlung also unser Zuhause fuer die kommenden Tage werden. Und das fuer gerade mal zwei Dollar am Tag.

Wir waren erschoepft von den Reiseanstrengungen des Tages und so beschlossen wir, bei unserer Gastgeberin zu essen, die sich als Tochter der alten Dame herausstellte und in einem separaten Stelzenhaus eine umfangreiche Auswahl an Gerichten zu sehr vernuenftigen Preisen anbot. Wir bestellten uns eine Kokusmilch-Curry-Suppe – und sofort war klar, dass wir uns nach keinem anderen Restaurant umschauen muessen.

Das rote Zeug, welches der Mutter dieses gruselige Aussehen verpasste, stellte sich als eine Mischung aus Lianenblaettern, Baumrinde und besonderen Palmenfruechten heraus. Vermischt mit Kalk, welches sowohl Farbstoffe als auch andere Wirkstoffe aus dieser Mixtur loest, stellt dies ein unter Einheimischen beliebtes, leichtes Rauschmittel dar. Dank dem Ungarn und unserer netten, gleichaltrigen Gastgeberin – beide sprachen ueberdurchschnittliches Englisch – erfuhren wir Etliches ueber die Gegend, das Leben am Mekong und die Leute. Abends schnatterten wir bei einem Beerlao mit unseren Bungalow- und Haengemattennachbarn aus Wien und tauschten Weltreiseerfahrungen aus. Wie viele andere auch machten die beiden Ihre Reise entgegengesetzt unserer Route (kamen also aus Kambodscha), wodurch solche Gespraeche jeweils fuer beide Seiten voller spannender Infos ueber spannende Gegenden, Unterkuenfte und regionale Gepflogenheiten gespickt sind. Eine kleine Kerze in einer halben Kokusnuss als einzige Lichtquelle flackerte fleissig auf der Veranda.

Si Phan Don (4000 Inseln) ist eine ungeheuer schoene Gegend. Die einzige von den Franzosen je in Laos verlegte Eisenbahnstrecke verband Don Det mit ihrer Nachbarinsel Don Khon und hinterliess eine noch heute genutzte Bruecke. Wir schnappten uns Fahrraeder und machten uns auf den Weg, Don Khon zu erobern. Es ist nicht zu fassen, wie sehr man bei gut 40 Grad im Schatten ueber Mittag schwitzen kann. Mit Wasser waren wir gut versorgt und kauften auch staendig welches nach. Aber es war wie Wasser in ein Sieb schuetten. Nach rund 30 Minuten war es hoechste Zeit fuer eine ausgedehnte Mittagspause in einem schattigen Lokal. Kein Wortwechsel. Keine Bewegung. Nichts. Nur das Schwitzen wollte einfach keine Pause machen. Selbst die ganze Packung Servietten hatte schon dran glauben muessen, um die Ueberschwemmung nun auch auf der Tischdecke zu mindest in Grenzen zu halten. Nach weiteren dreissig Minuten fingen Reikes Arme langsam an zu trocknen. In Freude ueber dies positive Entwicklung warf er Anne glueckliche Gesten zu. Und fing sofort erneut an zu schwitzen. Schliesslich gaben wir die Hoffnung auf, und machten uns auf den Weg um die Insel.

Unsere Anstrengungen wurden belohnt. Nach einigen Kilometern kamen wir an einen Wasserfall, in dem sich der Mekong so gewaltig in die Tiefe brach, dass es uns beiden maechtig imponierte. Noch mehr imponierte uns aber, dass dieser gigantische Wasserfall sich beinahe ueber fuenfhundert Meter Laenge und Wolkenkratzerhoehe erstreckte. (Anne stoesst Reike gerade in die kurzen Rippen, er solle nicht immer so uebertreiben). Jedenfalls - am Fusse dieses betraechtlichen Wasserfalles in einer langsamstroemenden Tasche des Flusslaufs bildeten einige Quadratmeter feiner Quarzsand einen kleinen Strand aus. Die Fuesse ins kuehle Nass baumelnd verschnauften wir, als uns ploetzlich fiese, kleine Fische selbstbewusst in die selbigen bissen. Tut natuerlich nicht weh. Aber lustig fuehlt es sich allemale an.

Den naechsten Tag verbrachten wir mit Chillen. Endlich mal nix tun. Anne legte sich in die Haengematte und las einen Reiseroman aus den Achtzigern, der sich witziger Weise natuerlich in Sued-Ost-Asien abspielte. Fast alle Gasthaeuser hier sind mit Buchbestaenden ausgestattet, aus denen man frei waehlen kann. Eigene, gelesene Buecher tauscht man dann einfach gegen einen spannenden neuen Schmoeker. Reike bastelte waehrend dessen an einem Senkkescher. Die Streben aus herumliegenden Bambus geschnitzt (Der Vater der Gastgeberin half mit seiner Machete und offenbar reichlich Erfahrung im Umgang mit Bambus) und das Netz aus Restbestaenden eines der vielen Fischers, dauerte die Fertigstellung fast den gesamten Tag.

Waerend unseres Aufenthalts auf Don Det schlemmten wir zwei uns mindestens einmal die gesamte Speisekarte rauf und runter. Die Kueche hier war einfach hammer. Zum Abendbrot sassen Gastgeberin, der Ungare, unsere Huettennachbarn und wir dann meistens zusammen, assen und redeten, tranken Beerlao und liessen unser Plaudern vom Surren des Dieselgenerators begleiten, der in den fruehen Stunden der abendlichen Dunkelheit die Haupthuette mit etwas Licht versorgte.

Es ergaben sich so viele schoene Motive, die alle gerne fotografiert werden wollten. Doch die Kameraakkus waren auf Null und es gab wie gesagt keinen Strom zum Aufladen. Lediglich ein Internetcafe auf der anderen Seite der Insel wurde auch tagsueber von einem Dieselgenerator mit Strom versorgt. Sobald allerdings kein Gast im Haus war, wurde der Generator aus Kostengruenden abgestellt. Nagut, dann halt mal ein paar Tage keine Bilder.

Am 16. Maerz dann wollten wir aufbrechen, um uns in Richtung Vietnam weiterzubewegen. Das Laos-Visa war kein Problem, wir hatten gerade mal die Haelfte der erlaubten Zeit aufgebraucht. Aber Mitte April geht unser Flug von Singapur nach Bali und wir wollen die kommenden Reiseabschnitte ja auch ungehetzt absolvieren. Am Vorabend waren wir dann auch fast wehmuetig. Don Det ist einfach unglaublich schoen. Der Mekong, wie er sich auf einen halben Kilometer Breite auffaechert. Die rund 4000 Inseln und Inselchen, an denen sich die Stroemung des sonst braunen, hier aber fast klaren Mekongs bricht. Die Abgeschiedenheit, welche eine Insel ohne Bruecke zum Festland naturgemaess mit sich bringt. Die Gastfreundschaft und das sympathisch aufgedrehte Wesen der Hausherrin. Und natuerlich unsere katalogreifen Bungalows. All das wuerden wir sicherlich in den naechsten Tagen vermissen. Und so gaben wir uns noch einmal die volle Packung. Anne stiefelte einer kleiner Herde Wasserbueffeln hinterher, die sich in der Daemmerung vor unserer Huette im flacheren Wasser des Mekongs ihr Abendquartier aussuchten. Reike kletterte endlich auf eine der hohen Palmen, um dieser eine ihrer Kokusnuesse zu entringen (vorgenommen hatte er sich das schon laenger). Und zusammen liessen wir den Abend zu zweit in unseren Haengematten begleitet vom Plaetschern des Mekongs ausklingen.

Am naechsten Morgen dann in der Fruehe brachten uns unsere Gastgeberin und der Ungare in ihrem langen Boot stromaufwaerts nach Nhakasang, dem naechstgelegenen Dorf. Von dort aus wuerde uns ein Bus ins noerdlicher gelegene Champasak bringen, unserer letzten Station vor der Grenzueberquerung nach Vietnam. Schnell noch ein paar Baguettes gekauft und ab in den Tuk-Tuk bus, den wir uns mit vielen Einheimischen und wenigen anderen Backpackern teilten. Sage und schreibe 36 Man, davon vier Moenche in der Fahrerkabine neben dem Fahrer, fuenf Reisende auf dem Dach und drei hinten dran auf der kleinen Trittleiter baumelnd. Der Rest auf der eineinhalb mal drei Meter messenden Fahrgastladeflaeche zusammegefercht. Und los gehts..

Labels: , , ,

12 März 2007

Zu den 4000 Inseln - Suedlaos


don det25 Stunden herrlich bequeme Busfahrt lagen vor uns, nachdem wir aus Vang Vieng in den Sueden aufgebrochen waren. Gleich im ersten Minibus Richtung Vientiane lernten wir eine sehr nette Backpackerin aus Holland kennen. Wir machten alle ganz schnell die Augen zu, denn schlafend lassen sich die 100 km|h schnellen Fahrten durch die steilsen Haenge und die Ueberholmanoever vorbei an Huehnerlastern direkt vor der Kurve viel besser ertragen. Waehrend unseres Zwischenstops in der laotischen Hauptstadt Vientiane deckten wir uns erneut reichlich mit Proviant fuer die naechste Etappe der Busfahrt ein. Nach etwas Betteln bekam Anne auch ihre heissersehnten westlich importierten Shokoladenkekse und wir brachen froehlich auf nach Pakxe. Waehrend unsere ganzen Reise haben wir nur frisch gekochte, frisch geschaelte oder natuerlich verpackte (Banane) Sachen gegessen. Anne musste auf ihr heiss geliebtes Eis verzichten und auch von Eiswuerfeln, Salaten oder vielerlei Leckerein auf den Maerkten, bei denen wir nicht nachvollziehen konnten, wann und wie sie zubereitet wurden liessen wir lieber die Finger.


Auf der Busfahrt wurde uns beiden dann ziemlich deutlich bewusst, wieso wir bisher so diszipliniert waren. Mitten in der Nacht an einer Tankstelle im Nirgendwo wekte uns der Busfahrer hektisch und zeigte ungeduldig auf etwas im Dunkeln, was wir mit unseren Mueden Augen nicht erkennen konnten. Wir dachten, wir, die Falangs werden jetzt hier aus dem Bus geschmissen oder aehnliches. Aber es war die hollaendische Backpackerin, die dort zusammengekauert auf einem Stuhl sass, umringt von 15 Laoten. Sie hatte es mit dem Essen nicht so genau genommen und vergesst alles, was wir von zu Hause ueber Magen-Darm-Geschichten kennen…das war wirklich die Hoelle. Der menschliche Koerper kann sich in 30 Sekunden vollstaendig entlehren, das wissen wir jetzt jedenfalls.
Reike hat ihr den Rucksack mit frischen Klamotten und Handtuechern gebracht und Anne hat verhandelt, das der Bus nicht ohne uns weiterfaehrt und schliesslich konnten wir unsere Reise fortsetzen..


Pakxe war wirklich eine haessliche Stadt.

Da sich Reike nach seinem hifsbereiten naechtlichen Einsatz ebenfalls unwohl fuehlte, blieben wir in Pakxe laenger als geplant. Ueberall Muell und Dreck und auch in unserem Hotel machten wir freundliche Bekanntschaft mit den niedlichen Bettwanzen. Anne scheinen diese Krabbelviecher noch lieber zu moegen als Reike und so wechselten wir nach einer Nacht mit juckenden Flatschen an den Beinen das Hotel. Diesmal hatten wir einen Fernseher und die Vorfreude auf den 20.15 Film auf Englisch war riesengross. Lustig mal die Originalstimmen von bekannten Schauspielern zu hoeren.


Endlich konnten wir weiterfahren. Nach 3 Stunden im holprigen TukTuk und einigen Stops in denen wieder gegrillte Huehnerbeine ins Tuk Tuk zum Verkauf gereicht wurden, erreichten wir die Bootsanlegestelle. Unterwegs hatten sich ein laotisches Maedchen und ihr Opa, oder vielleicht ihr Vater, denn die Laoten sehen recht schnell sehr alt aus, sowas aehnliches wie weisse Radischen gekauft und gnatschten diese munter waehrend der Fahrt. Schmatzen und Spucken und alles auf den Boden werfen, was man nicht mitessen will gehoert hier dazu. Wie die Schweine, dachten sich Reike und Anne des Oefteren. Die weissen Radischen haben wir uns auch gekauft und sie schmecken herrlich. Ein bisschen wie Zuckererbsen, die noch in der Schote stecken.



Unsere Faehre auf die Insel Don Det war ein kleines schmales Holzboot mit reichlich Wasser ueberm Kiel und reichlich wenig Wasser darunter. Nach einigem Schoepfen stiegen wir zu viert, mit einem weiteren Backpackerpaar aus Kanada ein und die wilde Fahrt begann. Der Mekong fuehrte aufgrund der langen Trockenzeit und der starken Sonneneinstrahlung nur sehr wenig Wasser und ueberall ragten spitze Felsen aus dem Wasser, an denen man sich sehr wendig und geschickt vorbeischlaengeln musste. Der Taxifahrer sah so aus, als wenn er schon leicht einem im Tee hatte, aber zum Glueck winkte sein 4-jaehriger Sohn von der Bootsspitze uns immer um die Steine herum. Rechtzeitig, damit ein Aufprall nicht mehr verhindert werden koennte ;) Aber die Wahnsinns-Kulisse und das kuehlende Wasser machten alles gut und auch die Option zu kentern liess eigentlich nur den Gedanken an Erfrischung aufkommen.


Wir legten an einem Sandstrand am noerdlichen Zipfel von Don Det an und stiefelten dann wiedermal in der Mittagssonne los, um eine Unterkunft zu finden. Die ersten Meter zeigten sich als Tourimeile mit dicht an dicht stehenden Restaurants und schaebigen, zur Vermietung ausgeschriebenen Huetten. Zum Glueck entschieden wir uns einige Kilometer suedlich zu laufen, um dem Gewusel aus Party und Souveniershops zu entrinnen.

Labels: , , ,

www.weltrundreise.de